Pressemitteilung des Landkreises Wolfenbüttel
Mit einer großen Überraschung endete eine zweitägige Klausurtagung der Asse 2-Begleitgruppe (A2B). Am Ende bot das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) der Gruppe um Sprecher Jörg Röhmann an, die weitere Arbeit zur Schließung der Schachtanlage Asse direkt im Bundesamt zu verfolgen. Zwei Mitglieder sollen den Prozess der nächsten Wochen „beobachtend begleiten“, sagte ein BfS-Sprecher aus Salzgitter. Am Dienstag dieser Woche hatten sich der neue Bundesumweltminister Norbert Röttgen, das BfS sowie die A2B darauf verständigt, Mitte Januar 2010 einen Lösungsvorschlag für die Schließung der Schachtanlage Asse 2 vorzulegen, wo schwach- und mittelaktive Atomabfälle lagern.
Bei der Klausurtagung war es um die ersten beiden Schritte des 3-Stufen-Plans (Charakterisierung, Paarvergleich, Wichtung/Sensibilisierung) gegangen, durch den die beste der drei Schließungsoptionen (Rückholung, Umlagerung, Vollverfüllung) gefunden werden soll. Die Gruppe von fast 50 Personen aus Ministerien, BfS und Bürgerinitiativen trat damit in die entscheidende Phase des Prozesses ein, wie Landrat Röhmann befand. Die Begleitgruppe begrüßte Signale aus Berlin, durch die das Bundesumweltministerium versichert hatte, Gründlichkeit gehe beim Optionenvergleich vor Tempo.
Ausreichend Zeit sei schon wegen der Unterlagenflut zum Thema Asse erforderlich. „Wir brauchen Zeit zum Lesen der Papiere ? und zur Rückkoppelung mit unseren Experten der Arbeitsgruppe Optionenvergleich“, forderte die A2B.
Im anschließenden Paarvergleich (Schritt 2) zeichnete sich schon ab, dass die Vollverfüllung zwar als Notfall-Lösung in Frage kommt. Durch den fehlenden und von vielen bezweifelten Nachweis der Langzeitsicherheit, scheint sie aber als reguläre Schließungsoption an Boden zu verlieren.
Doch auch die Umlagerung ist mit Unsicherheiten behaftet, wie ein BfS-Experte berichtete. Ob eine neue Lagerstätte in 1200 Metern Tiefe trocken sei, müssten erst Probebohrungen ergeben. Was die Möglichkeiten der Rückholung und der Umlagerung zudem belastet: Der Zustand des Atommülls, die Beschaffenheit der Gebinde ist völlig unklar. Niemand weiß, ob die Atomfässer beim Öffnen der Kammern mit ferngesteuerten Maschinen gegriffen werden können oder dabei schon zerbröseln.
Diese Situation allerdings bedeutet ein Risiko für die Asse-Beschäftigten unter Tage, denn die Unterschiede sind nach Ansicht der BfS-Experten groß. Im besten Fall entsteht bei den Arbeiten eine Kollektiv-Strahlendosis von einem Sievert ? das Krebsrisiko liege bei zehn Prozent (bei einem Beschäftigten). Im schlimmsten Fall wäre jedes Fass ein Einzelproblem ? das Risiko für die Mitarbeiter stiege auf das Fünffache.
Diese neue Information berührte die drei Kernforderungen der Begleitgruppe: Nach Langzeitsicherheit, nach zügigem Abschluss des Verfahrens und nach Schutz der Mitarbeiter und der Bevölkerung. „Darum muss jetzt umgehend die Faktenlage verbessert werden, um den Strahlenschutz optimieren zu können“, resümierte der Landrat am Ende der Klausurtagung. Einig war sich die Gruppe, dass ein Optionenwechsel künftig möglich bleiben soll für den Fall, dass sich weitere Fakten ergeben. Eventuell komme sogar eine Mischlösung zwischen den drei Optionen in Frage.
Im Idealfall ist die endgültige Schließung kompatibel zum Notfallplan des BfS. Den will das Bundesamt im Februar 2010 vorlegen.