Die wachsamen Kraniche von Eleonore Bischoff

Portrait Eleonore Bischoff

Im vergangenen Jahr überraschten zahlreiche Mütter der Asse-Region mit ihren Kindern die Asse 2-Begleitgruppe – sie überreichten den Mitgliedern gefaltete Kraniche als Symbol der Klugheit und Wachsamkeit, der Langlebigkeit und des Glücks. Hinter dieser Aktion stand unter anderem Eleonore Bischoff. Wir stellen die engagierte Wolfenbüttelerin an dieser Stelle vor.

Eleonore Bischoff zog im Jahr 1996 nach Wolfenbüttel. Zu jener Zeit wusste sie nichts über das Atommüllendlager Asse 2. Doch schon 2009 nahm sie an der Lichterkette von Braunschweig über Wolfenbüttel nach Salzgitter teil und war sehr beeindruckt. Daraufhin beschloss sie, sich weiter gegen Atomenergie und für eine sichere Asse einzusetzen.

Im Mai 2010 starteten sie und Jutta Wegmann die Aktion „1000 Kraniche für eine atommüllfreie Asse – weil wir für unser Leben gern hier leben“, sagen beide. „Die Idee kam mir auf Umwegen“, erzählt Bischoff. Sie basiert auf der Geschichte des kleinen Mädchens Sadako, das bei dem Abwurf der Hiroshima-Bomben zwei Jahre alt war und im Alter von zwölf an Leukämie starb. Vor ihrem Tod faltete sie Origami-Kraniche. Denn nach einer alten japanischen Legende soll demjenigen ein Wunsch erfüllt werden, der 1000 Kraniche faltet.

„Natürlich wissen wir, dass die Asse nicht auf Grund von 1000 Kranichen atommüllfrei wird. Aber das Falten der Kraniche ist eine gute Gelegenheit, mit Menschen zu sprechen, die normalerweise nicht zu politischen Infoständen kommen“, meint Eleonore Bischoff. Auch wenn bereits im August 2010 der 1000. Kranich gefaltet wurde, wollen sie weiterhin regelmäßig ihren Stand bei Veranstaltungen aller Art aufbauen. Es gibt mittlerweile viele Unterstützerinnen. Das Projekt ist ein voller Erfolg. Doch jetzt stellt sich die Frage, was mit all den Kranichen passieren soll. „Eigentlich wollten wir sie fliegen lassen, doch dann haben wir uns davon überzeugen lassen, dass sie dafür zu schade sind. Jetzt wollen wir sie verteilen“, erzählt Bischoff.

Am 26. April, anlässlich des 25. Jahrestages des Reaktorunglücks von Tschernobyl, trafen sich die von Bischoff mitgegründete Wolfenbütteler AtomAusstiegsGruppe (WAAG) und andere interessierte Atomkraftgegner auf dem Schlossplatz in Wolfenbüttel. Zu diesem Anlass wurde aus dem Buch „Meine kleine Schwester Sadako“ vorgelesen. Außerdem hielt Prof. Dr. Schmidt-Glintzer, China-Experte und Direktor der Herzog-August-Bibliothek, eine Ansprache. Anschließend startete ein Fahrrad- und Autocorso über Fümmelse zum Schacht Konrad. „Wir wollen inhaltlich an die Menschenkette von vor zwei Jahren anschließen, deshalb die Idee mit den Haltestellen, wo sich die Leute aus der näheren Umgebung trafen“, sagt Bischoff.

Die WAAG faltet aber nicht nur Kraniche. Sie sammelt Unterschriften zur Petition des IPPNW für einen besseren Strahlenschutz und zur ihrer eigenen Petition „Atomausstieg ins Grundgesetz“, die auch eine Haftpflicht für AKW-Betreiber einschließt. Außerdem unterstützt die WAAG die Aktion „Atomausstieg selber machen“, mit der sie die Bürger dazu bewegen will, von den vier großen Atomkonzernen, aber auch von den hiesigen Stadtwerken, die zu 26 Prozent Eon gehören, zu Anbietern zu wechseln, die zertifiziert ausschließlich regenerativen Strom anbieten und ihre Gewinne auch wieder in entsprechende Anlagen investieren.

An jedem letzten Samstag im Monat gibt es einen Stand der WAAG in der Innenstadt vor dem ehemaligen Hertie-Gebäude. „Manche Leute kommen extra zu uns, weil sie uns mit ihrer Unterschrift unterstützen wollen“, so Bischoff. Diese kleinen Gesten sind es, welche die Aktivisten sehr berühren. Immer wieder ist sie überrascht, wenn ihre Erwartungen übertroffen werden. „Die Arbeit macht mir sehr viel Spaß. Wir sind eine tolle Gruppe. Oft will ich noch mehr machen und kann einfach nicht abschalten“, sagt sie.

Als wichtiges Ziel der aktuellen Debatte sieht Bischoff den baldmöglichen Ausstieg aus der Atomenergie, das heißt, die alten Meiler dürfen nicht mehr ans Netz. Selbst der Präsident des Bundesumweltamtes halte einen Ausstieg bis zum Jahr 2017 für realistisch. „Viele fragen uns, warum wir weiter demonstrieren, auch wenn sich die Politik jetzt darum kümmert. Doch für mich ist der Ausstieg noch nicht gelaufen. Wenn wir nicht weitermachen, wird nichts passieren, denn eine Million Euro Gewinn pro Tag pro abgeschriebenen Atomkraftwerk, das werden sich die Atomkonzerne nicht einfach nehmen lassen. Obwohl ich mittlerweile das Gefühl habe, dass die Politiker durchaus merken, dass sie auch auf den Wähler angewiesen sind“, meint Bischoff, der eines ganz wichtig ist: „Die Sicherheit der Bevölkerung muss über die Gewinninteressen der Stromkonzerne gestellt werden.“

Hier geht es zur Homepage der WAAG: Wolfenbütteler AtomAusstiegsGruppe

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Der Asse-2-Begleitprozess wurde zum 31.12.2022 auf Wunsch der regionalen Akteure gemeinsam mit dem BMUV beendet. Die ausführliche Pressemitteilung, aus der Sie die konkreten Beweggründe entnehmen können, können Sie hier einsehen.

In der Gruppe der regionalen Akteure bestand aber grundsätzlich die skeptische Bereitschaft, gemeinsam mit dem BMUV, der BGE und dem NMU anstelle der bisherigen Begleitung einen anderen, veränderten Beteiligungsprozess zu entwickeln. Die Räte der Samtgemeinden Elm-Asse und Sickte sowie der Kreistag des Landkreises Wolfenbüttel haben in Ihren letzten Sitzungen vor der Sommerpause einstimmige Beschlüsse zur weiteren Vorgehensweise im Austausch mit den beteiligten Akteuren aus BGE, BMUV und NMU und zur Neuaufstellung eines Beteiligungsprozesses gefasst. Die aktuellen Beschlüsse können Sie unter Aktuelles als Beschlussvorlagen einsehen. Es wurde entschieden, die Konzeption eines neuen, qualitativ veränderten Beteiligungsprozess zunächst nicht weiter zu verfolgen und die Forderung nach einem Zwischenlagervergleich, der auch Asse-ferne Standorte berücksichtigt, zu bekräftigen. Die Kreistagsverwaltung wurde zudem beauftragt, finanzielle Mittel für die unabhängige wissenschaftliche Klärung von Sachfragen rund um die Rückholung zu beantragen. Die Fragen rund um die Rückholung werden bis zu einer Entscheidung zum Standortvergleich vorerst in den politischen Gremien des Kreistages mit entsprechender fachwissenschaftlicher und organisatorischer Unterstützung beraten.

Ob und inwiefern sich in der Zukunft ein neuer Beteiligungsprozess entwickeln lässt, bleibt abzuwarten. Daher bleiben das Layout und Design der Webseite zunächst unverändert.

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