Interview mit Petra Eickmann-Riedel
Petra Eickmann-Riedel ist seit März 2012 Samtgemeindebürgermeisterin der Samtgemeinde Sickte. In dieser Funktion ist sie jetzt voll-stimmberechtigtes Mitglied der Asse-2-Begleitgruppe. Zuvor war die 53-Jährige Verwaltungsangestellte an der Ostfalia Hochschule in Wolfenbüttel. Die Mutter zweier Kinder ist seit 2006 Mitglied im Sickter Gemeinde- und Samtgemeinderat.
Frau Eickmann-Riedel, als neu gewählte Samtgemeindebürgermeisterin in Sickte haben Sie die Nachfolge von Dr. Arne Pautsch angetreten und seinen Sitz in der Begleitgruppe Asse 2 übernommen. Sie haben auch schon an der ersten Sitzung teilgenommen. Hat Sie die Komplexität der Aufgabe überrascht?
Das hat mich wirklich überrascht – wie tiefgreifend die Gruppe am Geschehen beteiligt ist. Ich komme zwar aus der Kommunalpolitik, doch diese Diskussion, wie sie in der Begleitgruppe geführt wird, war mir neu. Die Problematik wird dort bis ins kleinste Detail besprochen. Auch hätte ich nie gedacht, dass wir die Möglichkeit haben, ein Bundes-Gesetz zur Asse zu entwerfen.
Freuen Sie sich jetzt darauf, direkten Einfluss auf die Gestaltung der Lösungen für die Asse-Problematik nehmen zu können?
Natürlich freue ich mich. Für mich ist dies eine einmalige Chance, etwas bewirken zu können. Außerdem habe ich so auch die Möglichkeit, etwas zu verhindern: Ich denke da beispielsweise an ein Szenario, bei dem das Zwischenlager in Sickte entsteht.
Haben Sie schon etwas von der besonderen Arbeitsweise der Begleitgruppe gespürt – hier sitzen schließlich Kreistagspolitiker, Samtgemeindebürgermeister aber auch Bürgerinitiativen und Betreiber sowie Behörden an einem Tisch, um nach Lösungen zu suchen?
Das ist wirklich erstaunlich. Hier arbeiten die unterschiedlichsten Menschen zusammen. Diese Vielfalt ist schon beachtenswert. Das geht schon beim Aussehen los. Da sitzt jemand im Anzug neben dem locker gekleideten Wissenschaftler. Es ist eigentlich unvorstellbar, dass diese Menschen zusammenarbeiten. Die Asse ist eben etwas besonderes, genau wie die Asse-2-Begleitgruppe. Dort sitzen alle an einem Tisch und alle werden beteiligt. Manchmal spüre ich jedoch an mir eine gewisse Ungeduld. Ich würde lieber handeln und weniger reden. Ich bewundere die Leute, die in dieser Aufgabe komplett aufgehen, wie zum Beispiel Heike Wiegel oder Udo Dettmann, den ich von der Ostfalia schon gut kenne. Er hat mir auch glücklicherweise in meiner ersten Sitzung Vieles erklärt.
Was haben Sie sich für die Arbeit in der Begleitgruppe vorgenommen?
Ich stehe ja am Anfang meiner Amtszeit. Jetzt habe ich mich frisch in die Aufgaben gestürzt und werde in der Gruppe mitarbeiten. Dann muss ich schauen, was ich dazu beitragen und für die Bürger und Bürgerinnen in Sickte tun kann.
Sehen Sie die Samtgemeinde Sickte direkt von den Problemen in der Asse betroffen?
Selbstverständlich. Einige Orte, wie Dettum oder Mönchevahlberg, liegen schließlich direkt an der Asse. Durch den bekannten Rechtsfall der Sickterin Irmela Wrede, die gegen das Niedersächsische Umweltministerium klagte, ist das Thema in Sickte deutlich präsent. Man merkt, dass die Bürger Angst haben, wenn man das Thema anspricht. Ähnlich ist es beim Fracking oder bei der Windenergie. Doch besonders beim Thema Asse hört man die Unsicherheiten und immer wieder die Frage: „Was ist, wenn da etwas passiert?“
In einer Informationsveranstaltung vergangene Woche erklärte das Bundesamt für Strahlenschutz, dass es für das Zwischenlager eine nahe Lösung präferiere. Wie würden Sie damit umgehen, wenn das Zwischenlager in der Samtgemeinde Sickte entstehen würde?
Wenn beispielsweise Mönchevahlberg oder Groß Vahlberg als Standort ausgewählt würden, käme es mit Sicherheit dazu, dass die Bevölkerung hier protestiert. Im Grunde möchte ich auch kein Zwischenlager in Sickte haben. Ob man sich dagegen wehren könnte, wenn es käme, das ist unsicher. Ich würde es aber versuchen.
Was ist Ihre persönliche Präferenz für eine Schließung der Asse – Flutung oder Rückholung?
Selbstverständlich die Rückholung. Es ist sehr beunruhigend, zu wissen, dass wir uns blind darauf verlassen müssen, dass die Verantwortlichen alles ordnungsgemäß durchführen. Die könnten ja auch sagen: Wir schließen jetzt. Das ist sehr beunruhigend.
Waren Sie selbst schon einmal im Bergwerk?
Nein. Ich war noch nicht unten. Eigentlich möchte ich es auch gar nicht sehen. Wenn die Begleitgruppe runter fährt, würde ich aber selbstverständlich mitfahren.