Stilllegungs-Optionen
Die Fronten bei der Öffentlichkeitsveranstaltung in der Fachhochschule Wolfenbüttel waren schnell geklärt. Die Asse 2-Begleitgruppe hatte am 29. Juni ins Audimax eingeladen, um über den Sachstand der Optionenuntersuchung zu unterrichten und darüber mit Bürgern zu diskutieren. Bereits bei den einleitenden Worten durch Landrat Jörg Röhmann wurde klar: Der überwiegende Teil der Besucher steht fest hinter der „Rückholung als einzig möglicher Option“ der Bergwerksschließung.
Die weitaus größte Gruppe der rund 180 Besucher wollte, dass der Atommüll wieder herausgeholt wird aus Schacht Asse 2. Auch wenn eine fassbare Angst nicht zu spüren sei, so sei die persönliche Belastung der Anwohner doch da, betonte Regina Bollmeier. Die Bürgermeisterin der Samtgemeinde Asse sitzt ebenfalls in der Begleitgruppe und referierte auf dem Podium zum Thema Sicherheit für Mitarbeiter und Anwohner. Sie habe beispielsweise in Kissenbrück „bei den Bürgern Ängste wegen des Grundwassers im Ansatz“ festgestellt. Es gebe aber auch den Trend, über das Thema Asse bald nichts mehr hören zu wollen.
Uwe Lagosky, für Kreistagsfraktion der CDU in der Begleitgruppe, hatte bemerkt, dass es in der Bevölkerung ein wachsendes Vertrauen gebe ? ausgelöst durch die Arbeit der Begleitgruppe. „Natürlich gibt es innerhalb der Gruppe unterschiedliche Auffassungen“, sagte Lagosky, „aber wir ziehen alle an einem Strang.“ Im Übrigen wies er darauf hin, dass die Rückholung des Atommülls bis 2035 dauern würde, wenn sofort damit begonnen werde.
Landesbischof Dr. Friedrich Weber, der die Veranstaltung moderierte, unterstrich ebenfalls die Rolle der Begleitgruppe als „Vorbildfunktion und als Beispiel für Transparenz in einer demokratischen Gesellschaft“. Im Anschluss bewerteten es Bürger der Asse sowie Mitglieder von Bürgerinitiativen bei ihren Diskussionsbeiträgen durchaus kritisch, dass sich nicht mehr Betroffene zu Wort meldeten. Vielleicht liege dies daran, dass die Asse-Problematik schon sehr lange Thema ist: Ein Besucher wies darauf hin, bereits 1964 seien Bedenken und Ängste wegen der Atommüll-Einlagerung im Gemeinderat von Denkte angemeldet worden.
Nach dem Treffen im Audimax äußerte sich Besucher Dr. Ingo Bautz zufrieden mit dem Ablauf. „Die Veranstaltung war wichtig. Die Bürgerinnen und Bürgern hatten die Möglichkeit, sich aktiv am Diskussionsprozess zu beteiligen.“ Bautz ist Leiter der neuen Info-Stelle Asse. Ob er Sorgen und Nöte der Menschen festgestellt habe? „Die Menschen machen sich sowohl Gedanken über die Langzeitsicherheit nach der Stilllegung als auch über Risiken während der Betriebsphase. Diese Sorgen sind Gegenstand der Untersuchungen und Analysen des Bundesamtes für Strahlenschutz. Die Bürgerinnen und Bürger wollen Antworten auf ihre Fragen.“
Und was nahm er mit aus der Veranstaltung? „Nach den Erfahrungen der Vergangenheit wollen die Menschen, dass der Optionenvergleich mit der größtmöglichen Transparenz durchgeführt wird. Sie wollen über alle Aspekte informiert werden.“
Auch für Monika Tuchen-Fischer vom Umweltamt des Landkreises (Organisationsbüro Asse 2) gab es eindeutige Ergebnisse. „Klar und deutlich ist ja herausgekommen, dass die meisten Bürger die Rückholung befürworten.“ Offen sei aber nach wie vor die Frage: Wohin damit? Das allerdings ist Gegenstand des Optionenvergleichs. „Wie sieht der Zeitfaktor wirklich aus und welche Gefahren lauern an der Oberfläche“, sind für Tuchen-Fischer die nächsten Knackpunkte.
Immerhin freute sie sich über die Diskussionsatmosphäre: „Es wurde meist versucht, sachlich zu bleiben, was nicht zuletzt an der souveränen Moderation des Landesbischofs gelegen haben dürfte.“ Für die Teilnehmerzahl hätte sie im Vorfeld keine Prognose abgeben wollen. „Denn ich habe das Gefühl, die Leute sind manchmal schon genervt vor lauter Asse-Veranstaltungen.“